Bitte um Bullterrier Erfahrungen! (2024)

Hallo,
ich hatte insgesamt bis jetzt 17,5 Jahre Bullterrier. Einen bekam ich als Welpen, ein absolutes Schmusetier. Er war auf Katzen geprägt und dachte auch, er wäre eine. Doch die Katze wurde größer und größer und wog so um die 30kg. Ich hatte keinerlei Hundeerfahrung und jeder hat uns davon abgeraten, so einen Hund zu nehmen. Doch ich muss sagen, es war die richtige Entscheidung, ich habe sie die ganzen Jahre kein einziges Mal bereut. Ich selbst bin oft stur und verbissen in eine Sache - der Bullterriercharakter passt zu mir, wie die Faust aufs Auge.

Ich hatte meinen Bulli bereits 5 Jahre, als ich meinen ersten Sohn bekam. Jeder hat mir geraten, den Bulli abzugeben, da er ja so gefährlich war. Die Gefährlichkeit bestand darin, dass mich mein Bulli ständig beobachtet hat, was ich mit dem Kind mache, hat sich beim Spaziergang zwischen Kinderwagen und den Leuten gestellt, die das Kind ansehen wollte und dass, als das Kind im Laufwagerl war, das Kind die Runden im Wohnzimmer geschoben hat und auch geduldigst darauf wartete, dass was runterfällt. Heimlich hat mein Kind den Hund mit Essen gefüttert, wo es nur ging. Der Hund hat neben dem Gitterbett geschlafen und aufgepasst und wenn ich nicht schnell genug da war, weil das Kind wach war, ist er gekommen und hat geschaut, wo ich den bin. Beim Gehen hat er dann immer beim Popo angeschoben und das Kind ist auf die Nase gefallen. Er hat sich aber immer Rückrufen lassen.

Ich habe aber beide nie alleine oder unbeobachtet gelassen. Ich habe sozusagen ein drittes Auge entwickelt (hatte in den Räumen lauter Spiegel aufgestellt, damit ich aus allen Winkeln die beiden beobachten konne) und habe auch dem Kind von Anfang an erklärt, was man darf und was nicht. Nicht nur der Hund lernt, auch das Kind.

Er war auch einer von der fauleren Sorte, machte nicht viel Sport, wollte lieber schmusen und kuscheln. Er war ein 100%iger Bürohund, konnte U-Bahn fahren, hätte vom 1. Bezirk nach Hause in den 10. Bezirk gefunden, ganz alleine. Problem waren die Menschen, nicht der Hund. Ich habe, wie der Hund, eine hohe Tolleranzgrenze, mich kann nichts erschüttern, doch manchmal fragt man sich und schämt sich, der Rasse Mensch anzugehören.

Leider starb er mit 12,5 Jahren an Leberkrebs, viel zu früh für mich und meine Familie. Er lebt heute noch in unseren Erinnerungen und ich könnte wirklich überhaupt nichts negatives über ihn sagen, nicht mal wenn ich mich genau erinnere.

Sturheit und Durchsetzungsvermögen stehen bei ihm an oberster Stelle, aber auch hier Verschmustheit und Liebe zu den Menschen.

Mein zweiter Bulli kam überraschend zu uns. Der Besitzer wurde mit ihm, er war 8 Monate und hatte hier bereits 30kg, nicht mehr fertig. Er war der absolute Rüdelführer, ohne Einschränkungen. Der Besitzer hatte Angst vor ihm, wollte ihn erschießen lassen, fand aber keinen Jäger dafür. Also brachte er ihn mir, da er wußte, dass ich vorher schon einen hatte. Zur damaligen Zeit hatte ich gerade mal ein 5Monate altes zweites Kind und mein erster Sohn war 7 Jahre. Der Hund kannte kein Sitz, kein Platz, kein Aus - zerstörrte alles was ihm in den Weg kam - nicht weil er böse war, sondern weil ihm keiner gelernt hatte, dass man das nicht darf und das man von den Spielsachen mehr hat, wenn man es pflegt und nicht wenn man es kaputt macht. Er konnte nicht schmusen und liebsein - er wollte, doch er brach einem die Nase dabei, er hatte so viel Kraft und Temperament, dass er nicht wußte wohin damit.

Es war harte Arbeit, doch ich konnte ihn nicht abgeben. Ich hatte erkannt, dass die Grundlage stimmt. Die Augen sagen alles. Ich hatte oft Schweißflecken vom Stress und der Anstrengung mit einem solchen Kraftpaket spazieren zu gehen, der kein Fuss kennt und einen Kinderwagen zu schieben. Doch ich wollte nicht aufgeben und ich konnte es nicht, schon wegen des Hundes nicht. Wo wäre er denn gelandet, wer hätte ihn genommen, was hätte er noch durchmachen müssen.

Ich muss sagen, er hat mir persönlich viel gebracht. Die Lernphase die ich da mit gemacht habe, möchte ich keinen Tag missen. Ich habe Höhen und Tiefen mit ihm durchlebt, doch ich kann nur eines sagen: ES HAT SICH GELOHNT. Es gab keinen Vorfall, weder mit anderen Hunden noch mit Kindern noch mit Leuten. Er blieb ein ewiger Stuhrkopf, der so seine Eigenheiten hatte - doch die hab ich auch.

Da ein Bulli erst mit 3 oder 3,5 Jahren erst erwachsen wird, kann man sagen, dass auch unter normalen Umständen ein Bulli Durchhaltevermögen braucht und viel Konsequenz. Er ist ein sehr intellegenter Hund, der sofort weiß, wo die Schwachstellen vom Menschen sind und diese, in spielerischer Weise meist, ausnutzt und dann so schaut, als hätte er nichts angestellt oder wieder mal gewonnen.

Leider ist er mit 5 Jahren an einem Knochen erstickt und starb in meinen Armen. Auch er hat sich einen Platz in meinem Herzen erobert, denn er nie verlassen wird.

Ich habe in der Stadt gewohnt und auch auf dem Land. Man kann Tatoos uns sonstiges nicht mit der Feindschaft der Leute gegen einen Hund vergleichen. Nicht am Land und nicht in der Stadt. Es sind beim zweiten Bulli teilweise Kinder nicht mehr zum Spielen gekommen, die Eltern hatten Angst um ihre Kinder, obwohl ich immer anwesend war oder den Hund sogar zum Schlafplatz geschickt habe, das Zimmer zugemacht habe und die Kinder teilweise den Hund gar nicht zu Gesicht bekommen haben. Dies alles ist abzuwägen, zum Wohl der Kinder, wie auch der Hunde.

Rede nicht nur mit Züchtern, die verkaufen Hunde. Rede mit Leuten, wie Bullterrier in Not, mit den Pflegestellen, die haben Erfahrungen aus erster Hand. Vielleicht baut sich die eine oder andere Freundschaft auf und Du kannst die Hunde über lang beobachten, ob Du sie wirklich willst. Es ist eine Entscheidung, mit der man vielleicht dann alt wird - bedenke es können gut 15 Jahre sein und die Meinung der Leute wird nicht besser.

Übrigens ich besitze wegen der Leute und der Kinder heute keine Bullis mehr, habe aber auch eingesehen, dass ein Riesenschnauzer, obwohl ich sie sehr liebe und ich sie auch keinen Tag missen möchte und sie auch einen Platz gleich neben meinen Bullis hat, einem Bulli nicht das Wasser reichen kann. Einen kleinen 7kg Westi habe ich auch und ich muss sagen, der ist weit gefährlicher als meine Bullis je waren. Er geht keinem Hundekampf aus dem Weg, beißt schon mal ordentlich zu und ist sturer noch als die Bullis, obwohl ich mir damals dachte, so etwas gibt es nicht. Terrier ist Terrier und bleibt Terrier, welcher auch immer.

lg
Wappel

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